Schalom Tel Aviv

08März2018

So schnell geht das. Eben noch das kühle Niederrheinlüftchen, viereinhalb Stunden später mediterrane 25 Grad. Die Sonne...  sieht man allerdings nicht. Wüstensand verwandelt das ganze Städtchen in eine rotbraune Suppe. Die Stimmung ist aber gut. Die Immigrationsbehörde ist angesichts der fröhlichen Gesichter milde gestimmt und lässt uns passieren - nicht ohne die üblichen Fragekataloge. Das klingt dann so: "Why are you here?" -- "I'm a student" -- "What do you study?" --- "Ehmmmm...". Es dauert also bei dem einen oder anderen etwas länger, aber macht nichts - Es gibt ja WLAN im Flughafen, und das funktioniert gut. Schon treffen die ersten Meldungen aus den Familien ein. Man erkundigt sich nach dem Wohlergehen des Gastes, der ab morgen das Familienleben bereichern wird.

Ab "student" Nummer 10 werden dann keine Fragen mehr gestellt. Gut so. Wir rauschen wortlos durch die Kontrolle. Der Bus steht da, wo er auch sein sollte, Majdi, der Busfahrer erwartet uns und schon 10 Minuten später sind die Koffer drin - samt der ganzen Krefelder Delegation.

In einer guten halben Stunde schafft der Bus die Strecke bis Jaffa, der 6000 Jahre alten Hafenstadt am Mittelmeer. Richtig gelesen, lieber Fan dieses Blogs. Sechstausend. Man wagt gar nicht darüber nachzudenken, was vor 6000 Jahren an der Stelle stattfand, wo sich heute Krefeld befindet.

Niko klärt uns mal eben auf, wo wir hier genau sind. Sein Kurzreferat über Tel Aviv beeindruckt die Zuhörer schwer, während selbige von einem Aussichtspunkt aus auf die beeindruckende Kulisse der Millionenmetropole blicken. Niko wirft mit Geographievokabeln nur so um sich und bekommt seinen verdienten Applaus-- klarer Fall für den Leistungskurs. Wer hat ihm das nur alles beigebracht?

Jetzt erkundet die BMMG Schar in Kleingruppen das arabisch anmutende Gassengewirr. Der Anblick der langsam untergehenden Sonne und das laue Lüftchen hilft, den Kulturschock zu verdauen, den der Muezzin mit seinem Gebetsruf bei einigen BMMGlern hervorruft.

Oh, schon 17 Uhr - das ging aber schnell. Höchste Zeit, einmal im Jugendgästehaus Bnei Dan vorbei zu schauen. Der Bus nimmt den Weg an der Promenade vorbei. Echt nicht schlecht so ein Großstadtstrand direkt am Mittelmeer. Schade, dass wir nicht länger bleiben können. Immerhin hat es eines unserer Mädelskleeblätter (Achtung Metapher -  am heutigen Weltfrauentag sicherlich mal erlaubt) im Verlauf dieses Nachmittags  bereits geschafft, die Zehen ins gar nicht so unangenehm temperierte Wasser zu stecken.

Im Bnei Dan sortiert das Reiseleitertrio noch die Schlüssel, da wird das aufgeregte Stimmengewirr der Gruppe plötzlich immer leiser. Bald ist es geradezu unnatürlich still. Das Trio nimmt allerdings nur am Rande Notiz davon, Erfahrene Reiseleiter kennen natürlich den Grund für die plötzliche Stille - und zwar ohne sich umdrehen zu müssen. Irgendjemand hat das Schild entdeckt, auf dem das WLAN Passwort vermerkt ist.

Die Zimmer finden allgemeine Zustimmung. Fernseher, Kühlschrank, Kaffeekocher, WLAN selbst im Nebengebäude - wer braucht da noch ein Bett? Bzw. eine Bettdecke. Das hat sich das Personal wohl auch gedacht und deshalb mal ein paar weniger Decken bereitgelegt. Mal gucken, ob es jemand merkt. Solch kleine Pannen regelt ein BMMG Schüler natürlich selbst, denn seine Englischkenntnisse sind "verhandlungssicher" (komisches Wort, liest man aber in Stellenanzeigen überall , muss also wichtig sein.).

Heute gibts auch mal Abendessen im Preis drin, denn wir haben Halbpension. Deutsche Herbergen müssten sich schon schwer ins Zeug legen, um die Vielfalt und die Mengen an Essen so hinzubekommen, wie es uns hier aufgetischt wird. Alles seehr lecker mit zwei e und für jeden was dabei.

Der erste anstrengende Tag endet mit kleinen Erkundungen in der näheren Umgebung.

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