Baha'i und Bye Bye mit Akko zwischendurch

13März2018

Und da ist er wieder, der blaue Bus aus Jerusalem, der uns morgen auch dorthin fahren wird. Majdi hat jetzt Pause und hat dafür seinen Bruder Maher heute morgen um 6 von der Heiligen Stadt aus losgeschickt, um uns zu den Baha'i Gärten und nach Akko zu fahren. Mit dabei sind endlich auch die israelischen Gastgeber. Elf von ihnen besteigen um 8.30 Uhr zusammen mit den 22 Montekids den Bus vor der Schule.

Die Fahrt ist kurz, denn der Eingang zu den Gärten ist nur wenige Kilometer entfernt. Da der Baha'i Guide noch nicht da ist, übernimmt Johanna die Aufgabe, die große Gruppe über die Baha'i zu informieren. Sie macht das perfekt - nicht zu lang, nicht zu kurz, alles drin - also so, wie Kurzreferate eben sein sollten. Als man gerade noch überlegt, was der Baha'i Guide jetzt noch Neues erzählen könnte, geht es auch schon los. Ein Metalldetektor kommt beim Security Check am Eingang zum Einsatz. Alle dürfen eintreten, denn das Ding piept kein einziges Mal. Konnte es auch gar nicht, denn der zweite Mann am Eingang weist den Sicherheitsmann darauf hin, dass er gerade 35mal den kaputten Detektor benutzt hat. Welcome to the Middle East.

   

Man muss zugeben: Der Guide ist gut. Ultracool erzählt er den interessierten Zuhörern, warum es hier diese herrlich anzusehenden symmetrisch angelegten Gärten mit den 700 Stufen gibt. Bei der Zahl 700 sieht der aufmerksame Betrachter ein kurzes Stirnrunzeln auf den Gesichtern. "Müssen wir die gleich alle wieder hoch?" soll das wohl heißen. Müssen wir nicht. Der Bus wartet unten. Die Gruppe stiefelt los und erfährt auf der nächsten Etage, dass das Grab des Religionsstifters "Bab" heute geöffnet ist. Vorbei an beängstigend sorgfältig geschnittenen Rasenflächen, kleinen Hecken und über bunt gekieselte Wege geht es weiter abwärts.

Noch ein Gruppenfoto vor dem "Schrein des Bab" und schon betreten die Ersten das Heiligtum - züchtig gekleidet (das hat geklappt!) und mit Ruhe und Andacht (keine Spur davon!) betreten sie auf Socken den ziemlich enttäuschenden Schrein. Viel gibt es trotz des vielversprechenden Äußeren (weißer Marmor, goldene Kuppel) nicht zu sehen. Trotzdem geben einzelne Besucher im Rahmen eines Video-Interviews an, "irgendwie von innen erleuchtet" worden zu sein. Wer's glaubt.

Emily muss leider nach kurzer Zeit krankheitsbedingt aufgeben und wird nach dem Baha'i Besuch im Lehrer-Hotel abgeladen, wo sie sich aber dank der fürsorglichen Betreuung rasch erholt. Sie wird am Abend wieder zur Gruppe stoßen.

Der Bus lädt die kombinierte Gruppe schon wenig später an der Klosterkirche von Stella Maris ab. In Ermangelung eines gut informierten Referenten muss hier der Blogmeister selber ran. Eng kontrolliert von seinen theologisch geschulten Begleiterinnen malt er ein dramatisches Bild von der Schlacht der Götter, die hier irgendwo in alttestamentarischer Zeit statt gefunden haben soll. Blitze zucken (natürlich nur rhetorisch) und am Ende erlegt der Prophet Elias im Namen des Herrn alle 450 Hohepriester des Gottes Baal. Das muss ein ganz schönes Spektakel gewesen sein. Danach musste er sich vor dem Thesbiter-König Ahab verstecken. Und dies tat er vermutlich in genau der Höhle, die heute Teil des Kirchenraums ist. Vielleicht. So glaubt man zumindest.

Am Fuße des Berges Karmel geht es dagegen anschließend beschaulicher zu. Die "German Colony" wurde hier ab 1866 von frommen Schwaben errichtet, ist heute aber ein hübsches Ausgehviertel mit netten Restaurants, Galerien, Hotels und Cafés. Jede Gruppe hat hier bisher am Ortseingangsschild ein Gruppenfoto geschossen. Auch 2018 haben es alle am Austausch Beteiligten (oder fast alle) auf das Bild geschafft. Klick.

 

Jetzt geht es ein Stück nach Norden. Akko ist eine jahrtausende alte Hafenstadt mit wechselvoller Geschichte. Letztere wird heute um einen weiteren Meilenstein bereichert - die Anwesenheit einer Gruppe interessierter Schülerinnen und Schüler aus Krefeld und Haifa. Die berühmte grüne Moschee ist für viele Austauschler der erste Kontakt mit der islamischen Welt (sieht man mal von der Döner-Meile am Krefelder Bahnhof ab). Frauen müssen sich verhüllen - Männer nicht. So ist das. Der hilfreiche Wächter am Eingang verteilt gegen kleine Spende Tücher, die die deutschen Damen (israelische sind lieber draußen geblieben) in nullkommanix in Mumien verwandeln. Jetzt noch die Sonnenbrillen auf (nicht wegen Allah, sondern wegen der Sonne) und man erhält Zutritt zum Gelände und zum Eingang der Moschee, der zweitgrößten des Landes.

Durch den Basar gelangt die Gruppe zum Hafen. Hier liegen seit etwa dreieinhalbtausend Jahren Schiffe - und manche Gefährte, die hier heute ankern, sehen so aus, als ob sie von Anfang an dabei waren. Mit so einem Kutter wagen sich fast alle Mitfahrer nun tatsächlich aufs Wasser. In einer kleinen Rundfahrt sieht man, dass die Stadtmauer zur See hin noch völlig intakt ist. Die Türmchen, Dächer und das Minarett der Moschee lassen die ganze Szenerie sehr orientalisch wirken. Kein Wunder, dass die Macher des Konsolenspiels Assassin's Creed die Stadt als Schauplatz einer Episode verwendet haben. Auch der Bootskäptn ist nicht mehr der Jüngste und hat vermutlich einen Hörschaden, denn er brüllt seine Kollegen an, wenn er mit ihnen spricht - und sie brüllen zurück. Ist hier in Akko wohl eine Berufskrankheit bei Touristenbootskapitänen. Kein Wunder bei der enormen Lautstärke, mit der die Musikanlage des Bootes den Passagieren die Top Hits der israelischen Charts um die Ohren haut.

Schnell vom Boot in den Hummus Laden oder eine Falafel eingeworfen und schon geht es zurück nach Haifa. Heute Abend ist ja schon Abschied angesagt, denn morgen um 8 geht es nach Jerusalem. Die Farewell Party findet oberhalb des anderen Endes der Bucht von Haifa statt. Kollege Yehuda ist mal wieder der Chauffeur für die Delegationsleitung. Das Navi bringt uns in eine Ecke der Stadt, die wenig vertrauenerweckend aussieht, im Dunklen sogar noch weniger. Nur die Aussicht auf die Bucht ist grandios von hier.

Das hat sich der Architekt des Gastgebers zunutze gemacht und hier ein Wahnsinns-Wohngebäude errichtet. Hier treffen so nach und nach fast alle Delegationsmitglieder ein und nehmen ein paar Snacks zu sich. Man sitzt in einer großen Runde zusammen und bringt sich unter anderem wenig feine Wörter in der jeweiligen Fremdsprache bei.

Ein guter Zeitpunkt, sich heimlich zurück zu ziehen, meint der Lehrkörper und verschwindet in der israelischen Nacht.