Berichte von 03/2018

Noch knapp ne Woche --- wir werden kreativ

01März2018

Es geht doch nichts über ein kreatives Geschenk für die Gäste. Gib einem Montessori Kind ein paar Farben und eine vorbereitete Umgebung, dann wird schon was dabei rauskommen. So läuft es heute auch im Textilraum. Während irgendwo in Deutschland unsere schon ziemlich kreativen Tour-T-shirts entstehen und schon bald bei uns eintreffen werden...

 

entstehen am Minkweg farbige Meisterwerke.

 

Schalom Tel Aviv

08März2018

So schnell geht das. Eben noch das kühle Niederrheinlüftchen, viereinhalb Stunden später mediterrane 25 Grad. Die Sonne...  sieht man allerdings nicht. Wüstensand verwandelt das ganze Städtchen in eine rotbraune Suppe. Die Stimmung ist aber gut. Die Immigrationsbehörde ist angesichts der fröhlichen Gesichter milde gestimmt und lässt uns passieren - nicht ohne die üblichen Fragekataloge. Das klingt dann so: "Why are you here?" -- "I'm a student" -- "What do you study?" --- "Ehmmmm...". Es dauert also bei dem einen oder anderen etwas länger, aber macht nichts - Es gibt ja WLAN im Flughafen, und das funktioniert gut. Schon treffen die ersten Meldungen aus den Familien ein. Man erkundigt sich nach dem Wohlergehen des Gastes, der ab morgen das Familienleben bereichern wird.

Ab "student" Nummer 10 werden dann keine Fragen mehr gestellt. Gut so. Wir rauschen wortlos durch die Kontrolle. Der Bus steht da, wo er auch sein sollte, Majdi, der Busfahrer erwartet uns und schon 10 Minuten später sind die Koffer drin - samt der ganzen Krefelder Delegation.

In einer guten halben Stunde schafft der Bus die Strecke bis Jaffa, der 6000 Jahre alten Hafenstadt am Mittelmeer. Richtig gelesen, lieber Fan dieses Blogs. Sechstausend. Man wagt gar nicht darüber nachzudenken, was vor 6000 Jahren an der Stelle stattfand, wo sich heute Krefeld befindet.

Niko klärt uns mal eben auf, wo wir hier genau sind. Sein Kurzreferat über Tel Aviv beeindruckt die Zuhörer schwer, während selbige von einem Aussichtspunkt aus auf die beeindruckende Kulisse der Millionenmetropole blicken. Niko wirft mit Geographievokabeln nur so um sich und bekommt seinen verdienten Applaus-- klarer Fall für den Leistungskurs. Wer hat ihm das nur alles beigebracht?

Jetzt erkundet die BMMG Schar in Kleingruppen das arabisch anmutende Gassengewirr. Der Anblick der langsam untergehenden Sonne und das laue Lüftchen hilft, den Kulturschock zu verdauen, den der Muezzin mit seinem Gebetsruf bei einigen BMMGlern hervorruft.

Oh, schon 17 Uhr - das ging aber schnell. Höchste Zeit, einmal im Jugendgästehaus Bnei Dan vorbei zu schauen. Der Bus nimmt den Weg an der Promenade vorbei. Echt nicht schlecht so ein Großstadtstrand direkt am Mittelmeer. Schade, dass wir nicht länger bleiben können. Immerhin hat es eines unserer Mädelskleeblätter (Achtung Metapher -  am heutigen Weltfrauentag sicherlich mal erlaubt) im Verlauf dieses Nachmittags  bereits geschafft, die Zehen ins gar nicht so unangenehm temperierte Wasser zu stecken.

Im Bnei Dan sortiert das Reiseleitertrio noch die Schlüssel, da wird das aufgeregte Stimmengewirr der Gruppe plötzlich immer leiser. Bald ist es geradezu unnatürlich still. Das Trio nimmt allerdings nur am Rande Notiz davon, Erfahrene Reiseleiter kennen natürlich den Grund für die plötzliche Stille - und zwar ohne sich umdrehen zu müssen. Irgendjemand hat das Schild entdeckt, auf dem das WLAN Passwort vermerkt ist.

Die Zimmer finden allgemeine Zustimmung. Fernseher, Kühlschrank, Kaffeekocher, WLAN selbst im Nebengebäude - wer braucht da noch ein Bett? Bzw. eine Bettdecke. Das hat sich das Personal wohl auch gedacht und deshalb mal ein paar weniger Decken bereitgelegt. Mal gucken, ob es jemand merkt. Solch kleine Pannen regelt ein BMMG Schüler natürlich selbst, denn seine Englischkenntnisse sind "verhandlungssicher" (komisches Wort, liest man aber in Stellenanzeigen überall , muss also wichtig sein.).

Heute gibts auch mal Abendessen im Preis drin, denn wir haben Halbpension. Deutsche Herbergen müssten sich schon schwer ins Zeug legen, um die Vielfalt und die Mengen an Essen so hinzubekommen, wie es uns hier aufgetischt wird. Alles seehr lecker mit zwei e und für jeden was dabei.

Der erste anstrengende Tag endet mit kleinen Erkundungen in der näheren Umgebung.

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Guck mal, der mit den roten Schuhen, das ist meiner.

09März2018

Kaum in Tel Aviv angekommen müssen wir auch schon wieder los. Herodes' 2000 Jahre alte Vorzeigestadt Caesarea steht heute auf dem Programm, und außerdem muss der Bus um 1 in Haifa sein, damit der Schabat nicht leidet. Denn ab etwa 14 Uhr ruht hier das öffentliche Leben.

Haifa ist keine sehr religiöse Stadt, wenn man das so sagen darf. Es gibt neben den paar tausend orthodoxen Juden, die die Schabat Gesetze einhalten, noch weitere Gruppen, die zwar abends mit der Familie den Schabat feiern, sonst aber nicht viel mit Religion am Hut haben. Dann gibt es auch noch die "Nichtgläubigen", die zwar auf dem Papier Juden sind, aber sich nicht an die Regeln halten. Insgesamt merkt man schon, dass es ab 14 Uhr wesentlich weniger Autos auf den Straßen gibt. Die meisten Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Im Hotel wird der Aufzug in den "Shabat Modus" versetzt. Der Lift verkehrt dann ohne Knopfdruck und hält an jeder Etage, denn das Einschalten von Maschinen aller Art ist am Schabat verboten. Das Benutzen derselben ist allerdings oft erlaubt. Die relativ kleine arabisch-muslimische Glaubensgemeinschaft toleriert hier in Haifa die oft etwas skurril anmutenden Vorschriften - man wird zwar wenige Fälle antreffen, bei denen arabische und jüdische Bewohner dicke Freunde sind, aber man lebt in Haifa schon lange friedlich nebeneinander.

 

Nach einem ziemlich reichlichen Frühstück (war ja klar!), bei dem neben den üblichen Leckereien auch Thunfisch, Lasagne und (natürlich!) Hummus zu bekommen sind, stürzt sich der blaue MOOT Bus pünktlich um zehn nach acht ins morgendliche Verkehrsgewühl. Schon 45 Minuten später ist der archäologische Park von Caesarea erreicht.

Diese Dreiviertelstunde Fahrt hat der Bus-Besatzung gereicht, um unter Beweis zu stellen, dass sie beim Absingen deutscher Schlagerhymnen absolut textfest ist. Die Fahrt entlang gelb blühende Felder und schöner Strände bekommt durch das Gummibärenlied und den Bibi-und-Tina Song ihren ganz eigenen Reiz. Auch Happy Birthday ist dabei, denn Ngan Ha ist in der Nacht 17 geworden - Danke, lieber Exchange-Chor. Man hat euch schon gestern um Mitternacht in ganz Tel Aviv singen hören.

In Caesarea sind wir nicht die einzigen Besucher. Obwohl es gerade mal neun Uhr ist, stehen schon ein gutes Dutzend Busse auf dem Parkplatz. Nicht so schlimm, denn das Gelände ist riesig. Pauline brieft uns mithilfe ihres Vortrags zu Caesarea. Bilanz des Ritts durch 2000 Jahre Stadtgeschichte: sieben mal zerstört und acht mal wieder aufgebaut.

Im Infocenter schauen wir nach der Besichtigung und nach der Kult-Israel-Austausch Traditionsgruppenfoto-nicht-komplett Session an der seltsamen Pferde-Skulptur eine kurze Dokumentation über die Hafenstadt an - exklusiv und nur für uns auf Deutsch.

Etwas weiter halten wir an einem anderen Relikt aus der Antike an. Hier steht der jahrtausendalte Rest einer einst 50 Kilometer langen Wasserleitung in der Landschaft herum. Da die Ruine nicht gesichert ist, hat die BMMG Touristenarmee sie in minimaler Zeit erobert - und ja, liebe Leserin, lieber Leser, es entsteht nach vielem Hin und Her und Auf und Ab endlich ein Bild, auf dem alle Gruppenmitglieder zu sehen sind.

  

Noch ein halbes Stündchen später ist die Delegation nicht nur an der Reali School angekommen, nein: sie wird schon vor dem Schultor von einem Riesenpulk Eltern, Schüler und Lehrern begrüßt. Sieht aus wie bei einem Treffen alter Bekannter, dieses Umarmen und Schulterklopfen.

Die kurze Begrüßung im Lehrerzimmer ist wirklich kurz, denn viele Eltern warten bereits mit laufendem Motor, um die neuen Familienmitglieder abzutransportieren. Das ist auch für die Begleiter das Signal, aufzubrechen und ins Wochenende zu verschwinden.

Shalom Shabat.

Sie sind für dich da wenn du sie brauchst, das sind die Gummibären. Lasst euch verzaubern von ihrem Geheimnis, der Saft bringt die Kraft das Abenteuer lacht.

Mehr songtexte: http://www.songtextemania.com/titellied_songtext_gummibarenbande.html
Alle Infos über Gummibarenbande: http://www.musictory.de/musik/
Sie sind für dich da wenn du sie brauchst, das sind die Gummibären. Lasst euch verzaubern von ihrem Geheimnis, der Saft bringt die Kraft das Abenteuer lacht.

Mehr songtexte: http://www.songtextemania.com/titellied_songtext_gummibarenbande.html
Alle Infos über Gummibarenbande: http://www.musictory.de/musik/
Sie sind für dich da wenn du sie brauchst, das sind die Gummibären. Lasst euch verzaubern von ihrem Geheimnis, der Saft bringt die Kraft das Abenteuer lacht.

Mehr songtexte: http://www.songtextemania.com/titellied_songtext_gummibarenbande.html
Alle Infos über Gummibarenbande: http://www.musictory.de/musik/

Schabat - aber gut, dass die Taxis fahren.

10März2018

Am Schabat tut sich nicht viel in Haifa. Außer am Strand und auf den Picknickplätzen. Da trifft sich die Familie mit Kind und Kegel. Zu den letzteren gehört auch die Montessori-Erweiterung der Familie. Das konnten die Lehrkräfte feststellen, nachdem sie sich doch entschlossen hatten, der Promenade einen weiteren Besuch abzustatten - schabatmäßig und ziemlich tapfer zu Fuß.

Der kürzeste Weg per pedes führt 5,5 km den Berg hinunter, sagt das Navi. Vorbei an Zitronenbäumen geht es etwas abenteurlich ein Wadi hinunter, durch Wildnis und an Klosterruinen vorbei und anschließend über den größten Friedhof jenseits von Jerusalem - dort bestehen ja bekanntlich ganze Stadtteile aus Gräbern.

 

Am und im Meer meinen die Lehrkörper das ein oder andere bekannte Gesicht auszumachen, aber vielleicht ist das auch nur eine Luftspiegelung da vorne zwischen den ziemlich hohen Wellen.

Den Berg hinauf fahren die Damen und der Herr Pädagoge dann doch lieber mit dem Taxi. Nicht alle Bewohner Haifas folgen gottlob den Gesetzen des Schabat.

Ein kurzer Blick aufs Handy zeigt: auch die Whatsapp Gruppe hat heute Schabat. Liebe Erziehungsberechtigte, Großeltern, Tanten und Verwandte - Die Reiseleitung teilt hiermit mit: man liest und sieht gar nichts von den Kindern. Das ist immer ein gutes Zeichen.

 

 

Nahrungsmittel und Nazareth

11März2018

Schon früh bildet sich heute morgen auf dem Reali Schulhof eine mittelgroße Menschentraube. Selbst die Kaffemaschine im Hotel ist erst auf den dritten Klick hin bereit, ihren Dienst zu tun. Lieber Leser, liebe Leserin, bitte beachte, dass heute Sonntag ist und dass deutsche Schüler an diesem Tag normalerweise an alles mögliche denken, aber nicht daran, zur Schule zu gehen. Dennoch besteigen alle fast pünktlich den knallgelben Bus, der einen etwa 20 Kilometer nordöstlich liegenden Molkereibetrieb ansteuern soll. Von da aus sei es nicht mehr weit bis Nazareth, verkündet Kollege Yehuda.

Die Berichte vom Wochenende in den Familien sind so vielfältig wie das Leben selbst. Während zwei Krefelder Damen quer durchs Land gefahren wurden, um an einer Bar Mitzvah und an einem Geburtstag teilzunehmen, haben andere schon die komplette Palette der Sehenswürdigkeiten in Israels Nordbezirk abgearbeitet. Eine weitere Gruppe ließ es ruhig angehen, war mal am Strand gucken, war im Kino, lag auf der Couch und machte einen Schnatz (= eine längere Mittagspause, während der sich die ganze Familie aufs Ohr haut) oder hat im Garten gesessen und gegessen. Wohlgenährt und zufrieden sind die beiden Adjektive, die dem unvoreingenommenen Betrachter in den Sinn kommen, wenn er sich diese Gruppe junger Menschen besieht.

 

In den gelben Bus steigen am Ende fast ausschließlich die deutschen Schülerinnen und Schüler, denn das Erziehungsministerium hat den verpflichtenden Erste-Hilfe-Kurs für die elfte Klasse just auf den heutigen Tag gelegt. Somit sind die Gastgeber kurzfristig verhindert.

Die Firma Strauss Industries ist heute also erstes Ziel. Sie bedient unter anderem fast den kompletten Bedarf der Nation an Joghurts, Puddings, Trinkschokoladen und Streichkäse. Das berühmteste Produkt ist ein Schokopudding namens "Milky". Dieses ziemlich unscheinbare Dessert hat es 2014 auf die Titelseiten der internationalen Presse geschafft - nicht, weil es so lecker ist, sondern weil die Nation festgestellt hatte, dass dieser Schokobecher mit exakt denselben Zutaten in Deutschland 19 Cent kostet, in Israel aber umgerechnet 49 Cent. Was dann geschah kann man HIER (Klick) nachlesen.

Alle diese Produkte werden an dem Standort hergestellt, vor dem die Krefelder Delegation erwartungsvoll versammelt ist. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Strauss der weltgrößte Hummus-Produzent ist und auch noch in allen möglichen anderen Branchen tätig ist. Frau Strauss ist als Chefin einer der reichsten Personen in Israel.

Strauss ist eine klassische deutsch-israelische Erfolgsstory. Ein vor den Nazis geflohener Schwabe und seine kochbegeisterte Frau entdecken in den 1940ern im damaligen Palästina eine Marktlücke, nämlich Frischmilch, und kommen nach dem Ende des Zweiten Weltrieges damit groß raus.

Etwas später ist der Image-Film über die Firma zu sehen und danach gehts endlich los: Verkostung ist angesagt. Auf einem Fließband marschieren Fläschchen und Puddingbecher an der Besuchergruppe vorbei. Manches schmeckt etwas künstlich, anderes aber besser. Das Lustigste kommt aber jetzt noch. Ohne Schutzkleidung kein Zutritt zur Produktion...

Minuten danach sammeln sich gut 25 Gestalten mit schicken roten Mützchen und weißen Overalls vor dem Eingang zur Betriebshalle. Die Mützchen entsprächen nicht dem neuesten Trend und seien auch sonst irgendwie der Schönheit abträglich, lassen drei hier nicht näher benannte BMMG Oberstüflerinnen die Reiseleitung wissen.

Aber auch die wir-sind-schön-ihr-seid-es-nicht Fraktion muss unter die rote Haube und so betreten die astronautenähnlich gekleideten Fliegenpilze die wenig spektakuläre Halle.

Mit vollem Puddingbauch lässt sich die anschließende Fahrt nach Nazareth auch aushalten.

Ngan Ha ist unsere Expertin für Nazareth. Kurz berichtet sie, was es zu sehen gibt. Und das ist auch bitter nötig, denn dieser Ort ist zwar eines der wichtigsten christlichen Pilgerziele, aber warum die Menschen hierher kommen, ist den Bischöflichen nicht ganz klar. Aufklärungsarbeit wird betrieben und dann geht es hinein in die  Verkündigungsbasilika und an die Stelle, wo das Haus von Josef und Maria gestanden hat. Ruinen sind sogar noch zu sehen. Vorher hatte die Gruppe schon einen Blick in die Synagogenkirche geworfen. Hier hat Jesus nachweislich gebetet. Sicherheitshalber erwähnen unsere Religionsexperten noch einmal, dass Jesus schliesslich auch Jude war. Hören wir da ein erstauntes "ach ja?"

 

 

Darüber hinaus bietet Nazareth wenige Attraktionen. Im Gegenteil: die vermüllten Straßen und die Bauruinen, dazu der mörderische Verkehr mitten durch die Stadt - all das lässt die Delegation schnell wieder in den Bus steigen.

Um halb drei steht der Bus schon wieder vor der Reali School; da sind die Plaene fuer den Nachmittag schon laengst gemacht. Eine groessere Gruppe aus israelischen und deutschen Delegationsteilnehmern schickt sich an, die oeffentlichen Verkehrsmittel zu testen und fährt zum Bahnhof, um von dort aus weiter ins 50 km entfernte Tel Aviv zu fahren. Klingt nach Stadtbesichtigung, nach der "White City" und ihren inzwischen teilweise  restaurierten Bauhaus-Gebaeuden, nach dem Itzhak Rabin Memorial und den schoenen Parks. Es endete dann aber doch wie so oft in einer Shopping Mall irgendwo vor den Toren der Stadt.

Schule in Israel ist irgendwie anders.

12März2018

Bis jetzt hat der Austausch 2018 mehr außerhalb des Beit Biram Schulgeländes statt gefunden. Das ist auch so geplant gewesen und bedeutet ja auch nicht, dass hier nichts gelernt wird. Es gibt ja schließlich auch "außerschulische Lernorte" - so heißen Ausflüge in offiziellem Ministerdeutsch. Man kann es statistisch ja nicht beweisen, aber die Initiatoren und Betreuer der Schulpartnerschaft wagen zu behaupten, dass die Montekinder in diesen zwölf Frühlingstagen mehr Einsichten gewinnen, als in einem ganzen Jahr Geschichtspolitikgeographie-Unterricht. Oder sogar in zwei.

Gewinnen tun sie meist noch mehr. Der beste Beweis sind die kleinen Päckchen, die die Reisenden gelegentlich von Teilnehmerinnen und Teilnehmern vergangener Jahre in die Hand gedrückt bekommen. Auch 2018 wird so einiges hin- und her transportiert. Es ist also nicht nur so eine Redensart - es stimmt wirklich. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - und sind der beste Beweis dafür, dass Völkerverständigung nicht nur bei Staatsbesuchen gefördert wird. Ohne die Basisarbeit, ohne den Kontakt zwischen jungen Menschen aus beiden Staaten machte die Diplomatie keinen Sinn. Schon der damalige Bundespräsident Johannes Rau hat das in seiner Rede am 17. Januar 2000 vor der Knesset, also im israelischen Parlament, betont: Ich hoffe auf die Jugend unserer Völker. Ich bin überzeugt davon: Wenn wir der Jugend die Erinnerung weitergeben und sie zu Begegnungen ermutigen, dann brauchen wir uns um die Zukunft der Beziehungen zwischen Israel und Deutschland nicht zu sorgen.

Das israelische Erziehungsministerium weiß schon seit Oktober, dass die Montessori-Abordnung im März 2018 im Heiligen Land unterwegs sein wird. Dennoch haben sich die zuständigen Herren und Damen darüber hinweggesetzt und genau für den heutigen Tag eine Art Erste-Hilfe Kurs anberaumt. Und das sogar verpflichtend für alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11. Es wird also wieder nichts mit dem gemeinsamen Tag in der Schule. Viele BMMG Schüler nehmen anfangs auch an diesem Kurs teil, aber eher aus transportpraktischen Gründen.

Gegen 9 gibt es neue Instruktionen. Der Holocaust Survivor (mehr) NN ist eingetroffen. Raumwechsel. Die israelischen Schüler machen derweil noch den Kurs, sind also mehrheitlich nicht da. Kommen dann aber nach und nach dazu.  Die wohlhabende Kaufmannsfamilie wurde 1941 von den Nazis enteignet. Mit viel Glück und Bestechungsgeld schaffte es NN, den Holocaust zu überleben. Andere Familienmitglieder starben in den KZs. NN. ging nach Israel und half dort beim Aufbau des Staates.

Es bleibt noch Zeit für 3-4 Fragen, dann muss NN gehen. Schulleiter Mendi schaut noch eben herein. Wir denken, er wolle die deutsche Delegation begrüßen, aber er merkt wohl nicht, dass die Anwesenden in der Mehrzahl gar keine Reali Schüler sind. Nach zwei Minuten Kurzvortrag über die Wichtigkeit der Holocaust Survivors und einem Händshake mit selbigem verschwindet er wieder. Pause.

Schon wieder müssen die israelischen Schüler für einen weiteren überraschend anberaumten Test zum Unterricht Sie verpassen daher mehrheitlich die nachfolgenden Filmclips über einen Austauschbesuch aus Bremen, Am Ende sind doch wieder alle da. Eine zehnminütige Diskussion über Erinnern und Vergessen schließt sich an. Hier hätte man noch ein wenig mehr Zeit investieren können, denn anhand der zwei, drei Fragen ist leicht ablesbar, dass es auf beiden Seiten noch inhaltliche Defizite gibt. Das nächste Date ist aber schon erreicht. Die Gruppe schreitet durch ein gesichertes Tor und betritt das Gelände der Militärakademie.

Die Militärakademie der israelischen Streitkräfte IDF kooperiert seit Jahren mit der Reali School. Von über 1000 Bewerbern jährlich für diese Armee-Kaderschmiede werden nur 60 angenommen. Die Auswahl ist hart, aber wer einen Platz ergattert, kann sich der Bewunderung seiner Altersgenossen sicher sein. Die Armee genießt ein sehr hohes Ansehen. Schon ab einem Alter von 16 Jahren erhalten die Auswerwählten als Kadetten eine dreijährige militärische Ausbildung in Ergänzung zu den allgemeinbildenden Fächern, die sie auf der Reali School belegen. Dabei dürfen sie hier sogar schon als 16jährige mit scharfer Munnition und einem eigenen M16 Gewehr hantieren. Ziel ist es, besondere Talente frühzeitig zu erkennen und sie unabhängig von ihrer Herkunft und sozialen Schicht für spätere Führungsaufgaben auszubilden.

Das alles erfährt die BMMG Delegation von einem smarten 17jährigen Kadetten in Uniform, der vor einem großen Panzer steht. Hinter diesem Panzer-Denkmal verbirgt sich eine heroische Geschichte. Vier junge Soldaten der Militärakademie hatten sich in einem Akt der Verzweiflung entschlossen, während eines „Zwischenfalls“ in der Wüste diesen feindlichen Panzer mit ihren M16 Gewehren anzugreifen. Da sie mit ihren Waffen gegen diesen Stahlklumpen natürlich hoffnungslos unterlegen waren, kamen sie bei diesem Einsatz ums Leben. Der Panzer steht jetzt nicht etwa als Symbol für Dummheit oder die Sinnlosigkeit militärischer Operationen hier, sondern sei ein „Denkmal für Heldentum und Kameradschaft“, so erklärt man uns. Bevor die Zuhörer darüber so richtig nachdenken können ("Any questions? No? Let's go.") geht es schon weiter zu den Unterkünften des Militär-Internats. Hier wohnen die angehenden Offiziere jeweils zu viert in einem Zimmer. Es sieht nicht gemütlich aus - soll es ja auch nicht sein.

Und jetzt zum Fußball.

Die Montekickers treten spontan gegen eine Reali-Auswahl an. Der Anpfiff verzögert sich dabei erst mal um 30 Minuten, da erst jetzt aufgefallen ist, dass es gar keinen Ball gibt. Auch der Platz selbst scheint von anderen (großen, breiten, starken)  Jungs gebucht zu sein. Liri aus Haifa sorgt - ebenso spontan -  für ein kleines sportliches Ersatzprogramm. Als es endlich losgeht, muss der Chefblogger ins Lehrerzimmer eilen, wo ein Mitglied der Reisegruppe ein Kreislaufproblem hat. Der Abtransport ist schnell arrangiert (und der Patientin geht es nach ein paar Stunden Schlaf auch schon wieder besser),  aber das Match ist vorher schon zu Ende wohl schnell zu Ende gegangen - ein Ergebnis ist nicht überliefert; Bilder gibt es auch erst mal keine.

Innen trifft man sich gegen zwei Uhr zur Feedback-Runde und befindet, dass es bis jetzt ein schöner Tag gewesen sei. Und schon löst sich die Gruppe auf. Man fährt mit dem Bus nach Hause oder in die Stadt, oder es gibt noch Unterrichtsstunden für die Reali Schüler.

Und die begleitenden Lehrer? Testen mal das Angebot in der "Grand Canyon Mall", bleiben im Café hängen und sondieren Badegelegenheiten am Toten Meer aus, telefonieren dafür schon kräftig und orientieren sich für morgen. Auch beim Rückweg den Berg hoch mit ddem Bus ist Orientierung gefragt. Bus 137 kommt jetzt nicht. Können wir auch den 136er nehmen?

 

 

 

Baha'i und Bye Bye mit Akko zwischendurch

13März2018

Und da ist er wieder, der blaue Bus aus Jerusalem, der uns morgen auch dorthin fahren wird. Majdi hat jetzt Pause und hat dafür seinen Bruder Maher heute morgen um 6 von der Heiligen Stadt aus losgeschickt, um uns zu den Baha'i Gärten und nach Akko zu fahren. Mit dabei sind endlich auch die israelischen Gastgeber. Elf von ihnen besteigen um 8.30 Uhr zusammen mit den 22 Montekids den Bus vor der Schule.

Die Fahrt ist kurz, denn der Eingang zu den Gärten ist nur wenige Kilometer entfernt. Da der Baha'i Guide noch nicht da ist, übernimmt Johanna die Aufgabe, die große Gruppe über die Baha'i zu informieren. Sie macht das perfekt - nicht zu lang, nicht zu kurz, alles drin - also so, wie Kurzreferate eben sein sollten. Als man gerade noch überlegt, was der Baha'i Guide jetzt noch Neues erzählen könnte, geht es auch schon los. Ein Metalldetektor kommt beim Security Check am Eingang zum Einsatz. Alle dürfen eintreten, denn das Ding piept kein einziges Mal. Konnte es auch gar nicht, denn der zweite Mann am Eingang weist den Sicherheitsmann darauf hin, dass er gerade 35mal den kaputten Detektor benutzt hat. Welcome to the Middle East.

   

Man muss zugeben: Der Guide ist gut. Ultracool erzählt er den interessierten Zuhörern, warum es hier diese herrlich anzusehenden symmetrisch angelegten Gärten mit den 700 Stufen gibt. Bei der Zahl 700 sieht der aufmerksame Betrachter ein kurzes Stirnrunzeln auf den Gesichtern. "Müssen wir die gleich alle wieder hoch?" soll das wohl heißen. Müssen wir nicht. Der Bus wartet unten. Die Gruppe stiefelt los und erfährt auf der nächsten Etage, dass das Grab des Religionsstifters "Bab" heute geöffnet ist. Vorbei an beängstigend sorgfältig geschnittenen Rasenflächen, kleinen Hecken und über bunt gekieselte Wege geht es weiter abwärts.

Noch ein Gruppenfoto vor dem "Schrein des Bab" und schon betreten die Ersten das Heiligtum - züchtig gekleidet (das hat geklappt!) und mit Ruhe und Andacht (keine Spur davon!) betreten sie auf Socken den ziemlich enttäuschenden Schrein. Viel gibt es trotz des vielversprechenden Äußeren (weißer Marmor, goldene Kuppel) nicht zu sehen. Trotzdem geben einzelne Besucher im Rahmen eines Video-Interviews an, "irgendwie von innen erleuchtet" worden zu sein. Wer's glaubt.

Emily muss leider nach kurzer Zeit krankheitsbedingt aufgeben und wird nach dem Baha'i Besuch im Lehrer-Hotel abgeladen, wo sie sich aber dank der fürsorglichen Betreuung rasch erholt. Sie wird am Abend wieder zur Gruppe stoßen.

Der Bus lädt die kombinierte Gruppe schon wenig später an der Klosterkirche von Stella Maris ab. In Ermangelung eines gut informierten Referenten muss hier der Blogmeister selber ran. Eng kontrolliert von seinen theologisch geschulten Begleiterinnen malt er ein dramatisches Bild von der Schlacht der Götter, die hier irgendwo in alttestamentarischer Zeit statt gefunden haben soll. Blitze zucken (natürlich nur rhetorisch) und am Ende erlegt der Prophet Elias im Namen des Herrn alle 450 Hohepriester des Gottes Baal. Das muss ein ganz schönes Spektakel gewesen sein. Danach musste er sich vor dem Thesbiter-König Ahab verstecken. Und dies tat er vermutlich in genau der Höhle, die heute Teil des Kirchenraums ist. Vielleicht. So glaubt man zumindest.

Am Fuße des Berges Karmel geht es dagegen anschließend beschaulicher zu. Die "German Colony" wurde hier ab 1866 von frommen Schwaben errichtet, ist heute aber ein hübsches Ausgehviertel mit netten Restaurants, Galerien, Hotels und Cafés. Jede Gruppe hat hier bisher am Ortseingangsschild ein Gruppenfoto geschossen. Auch 2018 haben es alle am Austausch Beteiligten (oder fast alle) auf das Bild geschafft. Klick.

 

Jetzt geht es ein Stück nach Norden. Akko ist eine jahrtausende alte Hafenstadt mit wechselvoller Geschichte. Letztere wird heute um einen weiteren Meilenstein bereichert - die Anwesenheit einer Gruppe interessierter Schülerinnen und Schüler aus Krefeld und Haifa. Die berühmte grüne Moschee ist für viele Austauschler der erste Kontakt mit der islamischen Welt (sieht man mal von der Döner-Meile am Krefelder Bahnhof ab). Frauen müssen sich verhüllen - Männer nicht. So ist das. Der hilfreiche Wächter am Eingang verteilt gegen kleine Spende Tücher, die die deutschen Damen (israelische sind lieber draußen geblieben) in nullkommanix in Mumien verwandeln. Jetzt noch die Sonnenbrillen auf (nicht wegen Allah, sondern wegen der Sonne) und man erhält Zutritt zum Gelände und zum Eingang der Moschee, der zweitgrößten des Landes.

Durch den Basar gelangt die Gruppe zum Hafen. Hier liegen seit etwa dreieinhalbtausend Jahren Schiffe - und manche Gefährte, die hier heute ankern, sehen so aus, als ob sie von Anfang an dabei waren. Mit so einem Kutter wagen sich fast alle Mitfahrer nun tatsächlich aufs Wasser. In einer kleinen Rundfahrt sieht man, dass die Stadtmauer zur See hin noch völlig intakt ist. Die Türmchen, Dächer und das Minarett der Moschee lassen die ganze Szenerie sehr orientalisch wirken. Kein Wunder, dass die Macher des Konsolenspiels Assassin's Creed die Stadt als Schauplatz einer Episode verwendet haben. Auch der Bootskäptn ist nicht mehr der Jüngste und hat vermutlich einen Hörschaden, denn er brüllt seine Kollegen an, wenn er mit ihnen spricht - und sie brüllen zurück. Ist hier in Akko wohl eine Berufskrankheit bei Touristenbootskapitänen. Kein Wunder bei der enormen Lautstärke, mit der die Musikanlage des Bootes den Passagieren die Top Hits der israelischen Charts um die Ohren haut.

Schnell vom Boot in den Hummus Laden oder eine Falafel eingeworfen und schon geht es zurück nach Haifa. Heute Abend ist ja schon Abschied angesagt, denn morgen um 8 geht es nach Jerusalem. Die Farewell Party findet oberhalb des anderen Endes der Bucht von Haifa statt. Kollege Yehuda ist mal wieder der Chauffeur für die Delegationsleitung. Das Navi bringt uns in eine Ecke der Stadt, die wenig vertrauenerweckend aussieht, im Dunklen sogar noch weniger. Nur die Aussicht auf die Bucht ist grandios von hier.

Das hat sich der Architekt des Gastgebers zunutze gemacht und hier ein Wahnsinns-Wohngebäude errichtet. Hier treffen so nach und nach fast alle Delegationsmitglieder ein und nehmen ein paar Snacks zu sich. Man sitzt in einer großen Runde zusammen und bringt sich unter anderem wenig feine Wörter in der jeweiligen Fremdsprache bei.

Ein guter Zeitpunkt, sich heimlich zurück zu ziehen, meint der Lehrkörper und verschwindet in der israelischen Nacht.

 

 

 

 

Kleine technische Pannen ...

14März2018

... verhindern ab jetzt immer mal wieder die pünktliche Bereitstellung deiner Lieblingslektüre, lieber Fan dieses Blogs. Der  Oberblogger sitzt gerade quasi auf dem Schoß des Hotelchefs, weil dort das beste Netz zu bekommen ist. Was man nicht alles tut. ...

Drama! Drama Drama! Der Abschied ist gekommen. Heute endet der erste Teil des Montessori Israel Abenteuers. Die Deutschen müssen nun allein weiterreisen – erst im Herbst gibt es ein Wiedersehen. Damit die Zeit nicht allzu lang wird, werden in den Minuten vor der Abfahrt alle beteiligten Personen geschätzte fünfzigmal fotografiert. Wenn jeder jeden Anwesenden einmal fotografiert, dann macht das … ehm … bei etwa 35 Personen 595 Fotos. Selfies nicht mitgerechnet. Zugegeben: manche Personen werden öfter abgelichtet als andere, so dass die Rechnung am Ende nicht stimmt. Ähnlich ist es bei den „hugs“  und „big hugs“, also den Umarmungen.

Der blaue Bus bringt die BMMG Israeliten in einer guten Stunde (mit Stau) zum See Genezareth. Auf dem Weg bleibt Zeit für gestern vergessene Kurzreferate  über Akko und die Reali Schule. Am See selbst reihen wir uns in die Pilgerkarawane ein. Sie besteht aus Reisebussen mit amerikanischen, australischen, koreanischen, deutschen (…  hier bitte eine Nation einfügen) Holy Land Touristen. Alle fahren die gleiche Route: Berg der Seligpreisungen, Brotvermehrungskirche Tabgha, Kafarnaum „The Town of Jesus“ und Yardenit, die Taufstelle am Jordan.

Berg der Seligpreisungen (Bild oben und hierdrunter).

unten: Brotvermehrungskirche Tabgha

Unten: Kleine Pause in der Synagoge von Kafarnaum. Hier hat auch Jesus gelehrt.

Gleich fällt den deutschen Schülerinnen und Schülern die Ruhe auf, mit der tausende Menschen ihre Besichtigungstour gleichzeitig machen. Der akustische Unterschied zwischen der gestrigen Bootstour und dem Inneren der Brotvermehrungskirche kann größer nicht sein. Die zuständigen Referenten haben alle Bibelstellen parat, so dass jetzt doch ein wenig Ehrfurcht aufkommt, etwa als sich die Gruppe das Haus des Petrus in Kafarnaum ansieht

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Der blaue Bus ist zwar Teil der Karawane, hat aber noch einen Haltepunkt im Programm, den kein anderer Bus ansteuert. Am Südufer des Sees liegt das Maagan Eden Village Resort. Es hat zwar noch geschlossen, aber den Zugang zum See und die dazugehörige Liegewiese darf die Gruppe benutzen. Und da die Sonne hier, etwa 300m unter dem Meeresspiegel besonders intensiv lacht, steht einem entspannten  Sonnenbad nichts mehr im Wege. 27 Grad zeigt das Thermometer – nicht schlecht für die zweite Märzwoche. Vielen Dank an Eli, den Manager des Resorts. Er ist jetzt um eine Original Monte-Kaffeetasse und einen Rucksack im gleichen Design reicher.

"Hast du die Sonnenmilch dabei?" - "Aber natürlich, Mama. Faktor fuffzich." Dieser Kurzdialog war wohl vor der Abfahrt in den meisten Exchange-Familien Standard. Gottseidank, denn heute kann man das Zeug wirklich brauchen.

In Yardenit werden die Täuflinge einmal in den Jordan getaucht. Ob das gesund ist, ist angesichts der blaugraubraunen Brühe für die Zuschauer zwar eine interessante Frage, spielt aber für die Beteiligten offensichtlich keine Rolle. Alternativ kann man das Wasser auch fertig abgefüllt kaufen. Der Inhalt der abgebildeten Flaschen hat farblich allerdings keine Ähnlichkeit mit dem Original. Sieht eher nach Leitungswasser aus. Alles eine Sache des Glaubens, sagt der Bibeltourist und legt einen unglaublich hohen Betrag auf die Theke. Der Liter kostet ca. 10 Euro. Nich mal von innen kann man sich damit taufen, denn trinken kann man die Flüssigkeit auch nicht.

Zwei Stunden später erreicht der Bus dann das Panorama Hotel im Osten von Jerusalem. Null Sterne mit eingebautem Kulturschock – so könnte man das Hotel kategorisieren. Das Gebäude steht wie ein Fels in der abendlichen Verkehrsbrandung. „Wo ist denn die Braut?“ möchte man fragen in Anbetracht des Hupkonzerts. Der Empfang ist laut, aber freundlich.

 

Zu verlockend sieht sie von hier aus aus, die Altstadt von Jeusalem. Aber erst einmal will die Mängelliste der Zimmer abgearbeitet sein. Kaputte Klodeckel hier, kein Licht dort, Fernbedienung fehlt (braucht man auch nicht, denn das Gerät gibt eh keinen Pieps von sich) ... Schon relativ kurz nach dem check-in bewegt sich die Gruppe Richtung Dung-Gate, einem der Stadttore. Noch 200 Stufen und ein Sicherheitscheck und die Klagemauer ist erreicht.

Man muss sagen, so hätten sich das die meisten unserer Reisenden das hier nicht vorgestellt. Obwohl man bei Jugendlichen diesen Alters vorsichtig sein muss mit solchen Interpretationen, kann man doch erkennen, dass der Anblick sie ziemlich umwirft. Die kompetent-religiös vorgebildeten Kolleginnen können hier mit ihrem Wissen zum jüdischen Glauben und zu jüdischen Gebräuchen glänzen. Bei der Hutmode der orthodoxen Juden müssen sie dann passen. Aber man weiß, dass selbst Einheimische hier nicht mehr durchblicken.

Donnerstag mal so und mal so

15März2018

Schon gewöhnungsbedürftig, dieses Panorama Hotel aus den 70er Jahren. Immer wieder ist der Touristenstrom nach Jerusalem durch Nachrichten über Anschläge in der Heiligen Stadt unterbrochen worden. Das mag der Grund sein, warum das Hotel einen mittleren Renovierungsstau hat, um es mal vorsichtig auszudrücken. Zum Beispiel gibt es im gesamten Hotel (wir haben 10 Zimmer...) kaum ein Fenster, dass so richtig gut schließt. Da hat natürlich der Muezzin von der Moschee gleich gegenüber leichtes Spiel. Um 4.30 Uhr heute morgen schickte er eine volle Breitseite „allahu akbar“ Gesänge in den nächtlichen Himmel und raubte etwa der Hälfte der gerade Angekommenen den Schlaf. Die andere Hälfte gab beim Frühstück auf Nachfrage zu, überhaupt nichts mitbekommen zu haben. Das sind bestimmt die mit den funktionierenden Fenstern.

 

Nach einem zugegeben ziemlich kargen Frühstück fährt der blaue Bus samt Besatzung auf den Herzl-Berg. Dort liegt die Gedenkstätte Yad Vashem. Um 9.30 Uhr muss die Gruppe sich schon energisch einen Weg durch die Besuchermassen bahnen. Ausgerüstet mit Headsets lassen sich die Erläuterungen von Judith aber gut verstehen. Das große Gedränge im Inneren des Ausstellungsgebäudes nervt aber schon ein bißchen.

Judith schafft es aber mühelos, die Montessori Abordnung zwei Stunden lang zu fesseln – natürlcih unterstützt durch die Exponate der Ausstellung. Hier gibt es wirklich schlimme Dinge zu sehen. Es wird nichts beschönigt – und die Deutschen jener Zeit kommen dabei verdientermaßen sehr schlecht weg. Die Frage, ob das alles noch etwas mit dem 21. Jahrhundert zu tun hat, beantwortet uns der Holocaust-Überlebende Saul Oren-Hornfeld.

Der 89jährige gebürtige Oberschlesier wurde als 14jähriger Opfer von medizinischen Versuchen. Mehrere Male war er dem Tod entgangen – oft durch Zufall. Den Schluss seines fast anderthalbstündigen Lebensberichts bildet der Appell, Toleranz zu zeigen und jeden Mensch als Individuum  in seiner Verschiedenheit und Eigenart zu achten – auf dass sich die Geschichte sich nicht so oder ähnlich wiederhole.

 Auch der anschließende Besuch der eindrucksvollen „Halle der Namen“, in der persönliche Daten von 4,5 Millionen Nazi-Opfern gesammelt sind und der Gang durch das Memorial für die über 1,5 Millionen umgekommenen Kinder sind sehr emotional. Sie hinterlassen einen tiefen  Eindruck bei den BMMG Schülerinnen und Schülern.

Da der abends geplante Besuch in den Tunneln unter der Klagemauer aus organisatorischen Gründen gestrichen werden muss und das Ersatzprogramm trotz gegenteiliger Auskunft seine Pforten schon um 6 Uhr  geschlossen hat, bleibt genügend Zeit, sich die Altstadt aus der Nähe anzusehen. Auch eine moderne Shopping Mall sieht zunächst verlockend aus, ist aber auch nicht anders als die Krefelder Hochstraße in schön, so dass die Reisenden in mehreren Gruppen in den Gassen des Basars verschwinden und verabredungsgemäß erst wieder abends um 21.30 Uhr im Hotel gesichtet werden.

 

MiniBar-Mitzvah

16März2018

Zehn Meter entfernt vom Grab von König David (der mit Goliath, mit der Harfe und mit den Psalmen) werden viele Besucher dieses jüdischen Heiligtums von einem orthodoxen Juden angesprochen. Die meisten erhalten ein Visitenkärtchen und eine Art Reisesegen, gepaart mit der freundlichen Frage, woher man denn komme und ob das Judentum nicht eine tolle Sache sei. Missionierung kann man das nicht nennen. Ist so auch gar nicht vorgesehen im Judentum. Also eher so etwas wie Imagepflege? Wie auch immer.

Als die kleine Krefelder Reisegruppe heute Morgen am Davidsgrab eintrifft, besucht sie wie andere Touristen auch den Steinsarg des großen Königs der Juden. Beim Verlassen der Nische wird auch das geschätzte Gruppenmitglied Benedikt von eben diesem orthodoxen Juden angesprochen. Es muss wohl passiert sein, als der Schreiber dieser Zeilen hier gerade abgelenkt war, denn wie ließe sich sonst erklären, dass er den schon weitergegangenen Benedikt plötzlich mit einem traditionellen jüdischen Gebetsriemen um den Kopf und am Arm wiedertrifft?

Minuten später nimmt der Orthodoxe seine drei Mitreisenden Jakob, Vincent und Clemens an die Hand und führt zusammen mit dem Geriemten ein jüdisches Tänzchen auf. Die Musik dazu steuert er selbst bei. Etwas schwindelig vom Kreistanz und von den Gebeten und Ritualen muss sich Benedikt anschließend erst mal setzen. Zum Judentum ist er mit dieser MiniBar-Mitzvah nicht umgetauft worden – trotz der Anstrengung. Die Zuschauer finden aber: es war kurz davor

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Obige Szene spielt übrigens auf dem Zionsberg, wo die Gruppe bereits vor zehn Uhr die Dormition Abtei (mit dem Sterbeort Marias) und den Abendmahlssaal ins touristische Visier genommen hatte.

Am Fuße des Bergs bekommt anschließend der christliche Friedhof Besuch aus Krefeld. Hier liegt Oskar Schindler begraben. Sein Grab ist auch ohne Lageplan leicht zu finden, ist es doch über und über mit kleinen Steinen belegt. Moritz hat die Details zu dieser schillernden Unternehmer-Persönlichkeit und ergänzt mit seinem Vortrag souverän die Informationen, die auch Guide Judith in Yad Vashem zu diesem „Gerechten unter den Völkern“ gegeben hatte. Die Fragen nach den Bestattungsriten allgemein und speziell denen der Juden sind bei den theologisch bewanderten Kolleginnen in guten Händen. Haben wir wieder was gelernt.

Nach der zweistündigen Shopping- und Mittagspause muss der zweite Teil des Rundgangs zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt kurz unterbrochen werden, denn gerade ist das Freitagsgebet der Muslime zu Ende gegangen und zigtausende Moscheebesucher fluten die kleinen Gassen rund ums Jaffa Gate. Da ist kaum ein Durchkommen, denn der Start des zweiten Teils liegt in entgegengesetzter Richtung am Lions Gate. Da bleibt also Zeit, mal nach den Erfolgen bei den Preisverhandlungen beim Kauf von Souvenirs zu fragen. Angst um ihre Existenz müssen die Händler nicht haben, aber die BMMG Kulturtouristen kalkulieren scharf und gnadenlos – und schaffen am Ende Preisreduzierungen von über 50% des Ausgangspreises. Das ist schon nicht schlecht. Natürlich macht der Händler dabei ein trauriges Gesicht, aber in der Regel hat er immer noch ordentlich Gewinn gemacht.

Ein kühler Wind pfeift durch das Jaffa Gate, das auch noch das größte aller Stadttore ist. Die dreiköpfige Reiseleitung mahnt zum Aufbruch. Der Strom der Gläubigen hat gerade etwas abgenommen, aber nur, weil alle Richtung Damascus Gate im arabischen Viertel unterwegs sind. Dort ist der Hauptausgang für die Bewohner arabischer Wohnviertel außerhalb der Altstadt. Auch der BMMG City Marsch führt durch dieses Tor und kollidiert damit voll mit den heimwärtsorientierten Muslimen.

Das Ganze endet in einem Riesengedrängel – auch, weil Händler dazwischen auch noch ihre Stände mit Sonderangeboten aufgestellt haben. Die Karawane im Schrittempo zum Tor hin wird begleitet von einem eindrucksvollen Chorkonzert, in dem die Sänger durch die Standbesitzer ersetzt wurden. Jeder ist lauter als sein Nachbar und der Dattelverkäufer in der Mitte der Straße schafft sogar gefühlt die 100 dB Grenze. Etwas zerknittert und halbtaub entrinnt die Reisegruppe soweit vollständig der Altstadt. Aber immerhin gab es auf diese Weise eine Dosis Orient vom Feinsten.

Außen an der Mauer entlang ist bald der Ölberg erreicht. Am Fuße dieses in der Bibel oft erwähnten Bergs liegt die Kirche mit dem Grab Marias. Hier schauen die Israel-Reisenden genauso herein wie in den Getsemane Garten mit seinen 1000 Jahre alten Olivenbäumen. Jesus wurde dort von Judas verraten. Katharina gibt uns die Details und fasst die Bibelstellen zusammen. Auch zur Kirche der Nationen, deren bunte Fassade weltberühmt ist und die glich um die Ecke liegt.

Auf dem Weg den Berg hinauf verliert die Gruppe einen Teil ihrer Mitglieder. Nein, sie wurden nicht von hungrigen Kamelen verspeist. Schuld ist das Horrorwort eines jeden Reiseleiters: „Toilettenstop“. Als die Versprengten wieder dazu stoßen ist der Besuch der Dominus Flevit Kirche schon wieder vorbei. Er ist aber auch kurz gewesen, denn die Kirche ist wegen eines Gottesdienstens nicht begehbar.

Oben auf dem Ölberg angelangt warten schon der Kamelbesitzer und seine Jungs auf Touristen, die einmal kurz ein Wüstenschiff-Erlebnis haben wollen. Ein Kamel haben sie natürlich auch dabei. Einige Krefelder Kamelreiternaturtalente wagen den Ritt und genießen dabei die grandiose Aussicht auf die Altstadt und auf den Felsendom.


Allerletzte Station am heutigen Exkursionstag ist die Paternosterkirche. Etwa 200 Versionen des Vaterunsers hängen hier an den Wänden. Die Monte-Sprachtalente versuchen sich im Vorlesen diverser exotischer Varianten. Während die Version in Tagalog noch Potenzial nach oben hat, klingt die serbische Version, gelesen von Emily, sehr souverän. Auch perfekt vorgetragene  vietnamesiche (Ngan Ha) und portugiesische (Elisa) Rezitationen erfreuen das Ohr der Besucher.

 

Und dann gab es doch noch etwas: Den Beginn des Schabat an der Klagemauer wollen selbst nach neun Stunden Stadtexkursion auch noch viele Delegationsmitglieder sehen – am besten in Kombination mit der Grabeskirche, denn abends ist sie nicht so voll. Ob’s geklappt hat … erfährst du, lieber Freund dieses Blogs, dann in den kommenden Einträgen.

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Nochmal durch die Stadt

17März2018

Richtig ausgeschlafene Gesichter sieht man heute Morgen im 6. Stock des Panorama-Hotels zu Ost-Jerusalem. Dort im Frühstücksraum ist um kurz nach halb neun das Buffet schon relativ abgegessen. Heute nehmen die Mitglieder der Montessori-Israel-2018 Mission das aber in Kauf, weil sie endlich mal länger schlafen durften. Auf unglaubliche sieben Stunden brachte es ein Delegationsmitglied. Dabei hat der Muezzin sich in der Nacht gleich zweimal erdreistet, seine Stimme zu erheben. Wer dabei weiterschläft, der ist wirklich in Jerusalem angekommen.

Das Tischgespräch dreht sich um desn gestrigen Abendbesuch in der Grabeskirche. Der hat wohl geklappt, wenn auch knapp und mit Geschiebe und Gedränge.

Höchste Zeit für Yalla Yalla. Dieser arabische Appell, man möge sich doch bitte beeilen, heißt wörtlich übersetzt „Allah möge dir auf deinem Weg beistehen“. Auf niederrheinisch also: „Geh mit Gott, aber flott.“ Ruckzuck steigt die Gruppe ins Kidron Tal und wieder hinaus. Inzwischen eine Kleinigkeit. Durch das Dung Gate und links die Stufen hoch zum jüdischen Viertel – dann am Olivenbäumchen rechts am Platz der Klagemauer vorbei und dann wieder nach links und hoch an den arabischen Händlern vorbei zum Jaffa Gate.

Denn heute beginnt der zweite Teil des Stadtrundgangs in luftiger Höhe auf der Stadtmauer, die Sultan Suleiman im 16. Jahrhundert hier hinterlassen hat. Man bekommt Einblicke in Dachgärten, Schulhöfe und klettert oberhalb der Stadttor-Gewölbe zu tollen Aussichtspunkten. Immer strahlt die goldenen Kuppel des Felsendoms über der Stadt.

Von der Dachterrasse des österreichischen Hospizes lässt sich der Felsendom besonders gut betrachten. Die Gruppe verbringt dort nach dem Genuss der schönen Aussicht einen Großteil der Mittagspause im Schatten des original österreichischen Kaffeegartens. Bei Temperaturen von gut 28 Grad ist das auch notwendig.

Während man bei einem Stück Apfelstrudel mit Sahne und einer Tasse Melange oder einem Verlängerten ausspannt, könnte man ja mal die elektronischen Nachrichten aus der Heimat lesen, denkt sich der ein oder andere Exil-Krefelder. Bei dieser unnachahmlichen Mischung aus österreichischer Gastlichkeit, israelischer Konfusion an der Bestelltheke und gleichzeitiger arabischer Beschallung durch den Muezzin (was? schon wieder? ja, fünf mal am Tag.) ist es kaum zu glauben, was man da so lesen kann. „Montessori gewinnt School Battle“ steht da, und dazu ein tanzender Kollege im Videoclip. Was? Ohne unsere Unterstützung? Dann muss es ja ganz toll gewesen sein.

Andere Nachrichten lauten: „Pinguine Trainer entlassen.“ oder „Krefeld schippt Schnee. 5 Zentimeter Pulver ist gefallen.“ Alles ziemlich frostige News. Nora blickt versonnen in den blauen Himmel, betrachtet die Palmen entlang des Hospiz-Gartens und verreibt dabei die letzten Spuren der Sonnenmilch auf ihrem Arm. Ihr Entschluss steht fest: Wir bleiben lieber noch ein paar Tage hier.

Der Mann von Welt hat endlich mal Muße, seine Aktienkurse an der NYSE zu checken, und das ganz analog. Das alles bietet das österreichische Hospiz.

In der St. Anna Kirche bei den Bethesda Teichen kann man gut singen. Das Gewölbe liefert einen unglaublich langen Nachhall und lässt auch mittelgute Gesangsgruppen ordentlich  klingen. Der Montessori-Israel Chor stimmt hier nach kurzer Beratung und unter der Leitung von Dirigiertalent Jakob relativ spontan die Nummer eins der Schulgottesdienst-Charts an. „…Himmöl und Erdeeee…“ schallt es hinauf in die Kuppel und wieder zurück. Gar nicht schlecht --  gaaaar nicht schlecht… meinen auch die Zuhörer und spenden Applaus.

Jetzt ist endlich die Grabeskirche an der Reihe. Die bischöfliche Delegation geht nicht einfach so da hin, sondern betet den Kreuzweg, dessen vierte Station direkt vor dem Hospiz liegt. Das ist nicht einfach, denn die Via Dolorosa geht durch den arabischen Souk (Markt) und die Händler dort drehen so richtig auf, wenn sie eine christliche Pilgergruppe sehen. Ähnlich muss es auch Jesus ergangen sein, als er an einem Wochenende im Frühling sein Kreuz hier entlang trug. Es war warm, laut und stickig in den Gassen. Die Zuschauer waren ihm damals ebenfalls keine Hilfe – mit Ausnahme von Simon von Cyrene und Veronika; beiden sind eigenen Kreuzwegstationen gewidmet. Jesus ist den Verlauf der heutigen Via Dolorosa nie gegangen, aber das stört die kleine Prozession überhaupt nicht.

  

Nerviger ist da schon der Riesen-Rummel vor dem Eingang der Grabeskirche. Die Armenischen Mönche verlassen gerade in Prozessionsform die Kirche. Dafür ist alles abgesperrt und der Platz platzt aus allen Nähten. Sobald die Sperren entfernt sind, strömen Tausende ins Innere der Kirche. Beim eigentlichen Grab Jesu stehen schon geschätzt 300 Menschen in der Schlange. Es wird geschoben und gedrängelt und es herrscht ein ziemlicher Lärm. Alles wenig andächtig.

Viele BMMGler wollen so gegen 19 Uhr wiederkommen, um etwas mehr Ruhe zu haben. Das Programm endet hier und natürlich finden alle den Weg ins Hotel. Im Vorbeigehen werden noch Souvenirs gekauft. Auch dabei wird um jeden Cent gefeilscht. Aus den anfänglichen 10 Schekeln für einen Kühlschrankmagneten werden „zwei für sieben“. Gekauft.

Als die letzten Schülergruppen aus der Altstadt im Hotel eintrudeln sind die Lehrer gerade in einem Restaurant am anderen Ende der Stadt beim Feilschen um die Buskosten. Da das anstrengend ist, wird anschließend lecker gegessen

n.

Totes Meer und mehr

18März2018

Mehr Totes Meer als heute geht nicht mehr. Nicht nur, weil dieser See zwischen Israel und Jordanien täglich kleiner wird und schon jetzt durch eine Landzunge in zwei Hälften geteilt ist, sondern weil die uns bekannte Reisegruppe gleich fünf Ziele am Westufer anläuft. Und das an einem einzigen Tag.

Los geht’s morgens um 8 bei schattigen 18 Grad am Fuße des 700m hoch gelegenen Mount of Olives, wo das schöne Panorama-Hotel liegt. Schon 30 Minuten später werden die Exkursionsteilnehmer von einem Kamel an der Stelle begrüßt, an der das Meeresniveau erreicht ist, also null Meter über Normal-Null.

Finn (das ist nicht der Name des Kamels, sondern er ist unser Experte für Salziges) wirft mit weiteren Zahlen um sich. Es geht noch über 400m tiefer – um an den am tiefsten gelegenen Ort der Erde zu gelangen, den man trockenen Fußes erreichen kann. Der Salzgehalt hat die 30% Marke überschritten und steigt weiter. Bei Temperaturen von inzwischen 25 Grad sieht man die Verdunstung als Schleier über dem See hängen. Die Wassermengen, die hier kubikmeterweise entweichen, kann der Jordan als einziger Zufluss nicht kompensieren und mit Niederschlägen sieht’s auch mau aus. In geschätzten 20 Jahren wird das Tote Meer tot sein.

Deshalb beeilt sich der blaue Busfahrer Maher auch, um nach Qumran zu kommen. Dieser Ort, an dem man die berühmten Qumran-Rollen gefunden hat, liegt nun wirklich in der Wüste. Die Reisegruppe verlässt schon jetzt, so gegen 9.30 Uhr nur ungern den gut klimatisierten Bus, denn draußen sind es jetzt 30 Grad.

Auch hier schaut man nur kurz herum, um einen Blick auf die Ausgrabungen und auf  die Höhlen zu werfen, in denen die Schriftrollen gefunden wurden. Der Ausblick auf das Jordantal und das Tote Meer ist grandios, aber es wird noch besser.

In En Gedi ist es grün. Mitten in der Wüste sprudelt hier ein munteres Bächlein den Berg hinab, bildet dabei kleine Seen und mehrere Wasserfälle. Tiere und Menschen genießen die schattigen Plätze, die die Palmen und Zypressen hier bieten. Kein Wunder, dass der Ort mehrfach im Alten Testament erwähnt wird, auch in Zusammenhang mit David, der sich hier an einem Wasserfall vor König Saul versteckte.

Über Stock und Stein, durch Schilf und bei gut 30 Grad klettern die Exkursionisten das Tal hinauf bis zu David's Wasserfall, einem lauschigen Plätzchen mitten in der Wüste. Gut, dass alle Teilnehmer an festes Schuhwerk gedacht haben.

Das gilt auch für das vierte Ziel am heutigen Tag. Masada ist ein Tafelberg, den man auch zu Fuß erklimmen kann. Mittagszeit in Masada bedeutet 35 Grad im Schatten. Der "Snake Path" den Berg hinauf hat aber gar keinen Schatten. Daraus folgt logisch: wir nehmen die Bahn.

Eine schmucke Seilbahn Schweizer Bauart fährt dankenswerterweise bis zum Gipfel, also an die Stelle, wo im Jahr 74 nach Christus eine lange Belagerung durch die römischen Invasoren ihr Ende fand. Die Belagerten haben sich lieber selbst getötet, statt in die Hände des Feindes zu fallen. Das finden Israelis bis heute so grandios, dass "der Geist von Masada" heute Teil der soldatischen Grundausbildung ist.

Die Aussicht aus der Seilbahngondel ist noch grandioser als vorher in Qumran. Wenn man den richtigen Platz hat und an seinen schwitzenden Mitfahrern vorbei in die Tiefe gucken kann, wird man mit einem Rundumblick auf die Negev Wüste belohnt - auf mächtige Berge, auf die fast weiße Ebene und auf das Blau des Toten Meeres. Am Kopf des Felsens stehen die Reste des Palastes von Herodes. Der Mann hatte Geschmack - das war ja auch schon in Caesarea zu spüren. Einige findige Gruppenmitglieder haben natürlich sofort die etwas versteckte Treppe zum "Northern Palace" gefunden. Hierhin verlaufen sich nur wenige der bestimmt 2000 Menschen auf dem Berg. Der Wanderer wird mit dem freien Blick auf die Ebene und das Meer belohnt.

Eine bestimmt 200köpfige texanische Fundamentalistengemeinde samt Pastor versucht, eine größere Gruppe südkoreanischer Pilger so zu überholen, dass sie die ersten an der Seilbahn sind. Irgendwo dazwischen schieben die Krefelder auch Richtung Abfahrtsstelle nach unten und merken: es ist es gar nicht so einfach, einen Platz in der zutalfahrenden Gondel zu bekommen. Es ist zugegeben etwas stressig, aber Eile spart Zeit - Zeit, die die Krefelder lieber für ein Bad im Toten Meer verwenden wollen. Vier wahnsinnige BMMG Mädels wollen sich die Wartezeit ersparen und gehen tatsächlich zu Fuß den Berg hinunter. Zuerst im Wanderschritt, aber die letzten paar hundert Meter dann im Sprint, um den Anschluss nicht zu verpassen. Irgendwie bekloppt in der Mittagshitze bei 35 Grad ohne Schatten, aber verstehe einer die Frauen.

In En Bokek ist das Baden im Toten Meer endlich möglich. Der blaue Bus erreicht seine Parkposition genau vor der Verkaufsstelle von Premier Cosmetics samt Restaurant. Das kann kein Zufall sein. Die Frage ist nun: kann die russisch-israelische Kosmetik-Fachverkäuferin die Krefelder so entscheidend motivieren, dass sie ihr Vorhaben verschieben, in den salzigen See zu steigen und sich stattdessen die Cremes und Salben anschauen?

Nach drei Minuten Ansprache ist die Frage beantwortet. Der Shop ist leer und einige Jungs sind schon fast im Wasser. Weitere zehn Minuten und fast die gesamte Gruppe paddelt vorsichtig in der salzigen Brühe. Man schwimmt bekanntermaßen von selbst. Der Betrachter hat den Eindruck, hier hat jeder vor dem Baden eine Luftmatratze gefrühstückt.

Der berühmte Schlamm aus dem See, der ja gut für die Haut sein soll, ist in diesem südlichen Teil nicht am Ufer zu finden. Ruth hat aber vorgesorgt und im Shop mal ein Tütchen erworben. Sieht schon etwas seltsam aus, so eine Ansammlung schlammiger Gestalten, aber was tut man nicht alles für die Schönheit.

Am Endes des Tages und zurück in Jerusalem heißt es Sachen packen, denn morgen früh ist schon Abfahrt.